In den letzten Jahren hat sich immer mehr gezeigt, dass gesunder Schlaf zentral ist für unser Wohlbefinden und die geregelte Funktion unseres Körpers. Wo früher vermutet wurde, dass Schlafen nur ein „Abschalten“ und „Ausruhen“ ist, hat sich gezeigt, dass Schlaf ein hochkomplexer Vorgang ist, bei dem sich Organe und vor allem das Gehirn regenerieren. Schlaf ist seit 2,5 Millionen Jahren Teil des Lebens aller Organismen. Auch einzelne Zellen machen alle 20 Minuten eine Pause, dies könnte man als erste Form des „Schlafes“ bezeichnen. Für Menschen ist die Erholung durch den Schlaf essenziell, dauerhafter kompletter Schlafentzug führt zum Tod. Wir schlafen also, um am Leben zu bleiben! Was bedeutet Schlaf dann? Schlaf ist ein sehr komplexes Zusammenspiel von lebenswichtigen Körperfunktionen. Gesunder Schlaf fördert die Erholung und unser Wohlbefinden.
Umgekehrt kann ein nicht-erholsamer Schlaf unser Leben auf den Kopf stellen, weil der Schlaf fast alle Körperfunktionen beeinflusst. Einige Beispiele: Eine Schlafdauer von weniger als 6 Stunden und ein Einschlafen nach Mitternacht kann zu einer Zunahme des Körpergewichtes führen. Schlaf beeinflusst auch unser Denkvermögen: Der Schlaf außerhalb des Traumschlafes fördert das Lernen von Fakten. Der Traumschlaf hingegen fördert die geistige Erholung, den Erhalt der Konzentrationsfähigkeit, das prozedurale und emotionale Lernen und die Verarbeitung von Tagesereignissen. Auch das Immunsystem wird in seiner Leistungsfähigkeit bei Schlafentzug beeinflusst: In Studien konnte klar gezeigt werden, dass Botenstoffe bei Schlafentzug vermindert produziert werden und dass bei Schlafentzug nach einer Grippeimpfung weniger Antikörper produziert werden. Schließlich wird der Hormonhaushalt durch nicht-erholsamen Schlaf negativ gestört, es werden neben den oben angesprochenen Hormonen des Fettstoffwechsels auch weniger Hormone wie das Wachstumshormon, Prolactin und Testosteron produziert.
Müdigkeit und Erschöpfung treten auf
Findet der Körper nachts nicht ausreichend Ruhe und Zeit zum Schlafen, sind wir tagsüber wie gerädert, unkonzentriert und dauermüde. Der Grund dafür liegt mitunter am obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Die nächtlichen Atemaussetzer können unbehandelt lebensgefährlich werden und Langzeitfolgen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfälle auslösen. Durch die fehlenden wichtigen Schlafphasen des Tief- und des Traumschlafs kann die Lebenszeit verkürzt sein und auch das Risiko für Erkrankungen wie Demenz erhöht sein. Zudem können Müdigkeit und Erschöpfung bedingt durch das jahrelange „schlechte Schlafen“ in monotonen Situationen wie langem Autofahren zu gefährlichen und sogar lebensgefährlichen Unfällen („Sekundenschlaf“) führen. Starkes Übergewicht, Schlafen in Rückenlage, Rauchen, Alkohol, verschiedene Medikamente, Herz- und Lungenerkrankungen, ein schlecht eingestellter Blutzucker oder Polypen, Zysten und Geschwülste begünstigen zudem das Auftreten einer Schlafapnoe.
Betroffene nehmen Schlafapnoe oft nicht wahr
Menschen mit Schlafapnoe merken selbst meist nichts von ihrem Problem. Sie sind überzeugt, dass sie gut und ausreichend schlafen – trotz ihrer Abgeschlagenheit am Tag. Nach der Ursache wird erst gesucht, wenn es wegen Unkonzentriertheit zu Unfällen im Straßenverkehr oder bei der Arbeit kommt – sofern nicht dem Partner schon vorher im Bett auffällt, das etwas nicht stimmt: Schnarchen, dann nichts und dann plötzliches lautes, nach Luft schnappendes Aufschnarchen und ruhiges Weiteratmen. Die Atemaussetzer dauern etwa zehn bis 60 Sekunden und treten im Extremfall bis zu 50-mal in der Stunde auf. Die für die gesunde Schlafregulation wichtigen Tief- und Traumschlafphasen sind dadurch für Betroffene unmöglich. Grund ist ein Kollaps des Rachenraums: Durch die Blockade der oberen Atemwege wird die Atmung unterbrochen. Bekommt das Gehirn weniger Sauerstoff, löst es Alarm aus, was eine Weckreaktion hervorruft, die sich mit ungewöhnlich tiefen Atemzügen und lautem Schnarchen äußert. Zur Abklärung einer Schlafapnoe sollten Betroffene unbedingt in einer HNO-Praxis vorstellig werden. Der Arzt oder die Ärztin klärt mit ihnen Fragen zu Vorerkrankungen, Medikamenten oder Schlafgewohnheiten und untersucht, ob anatomische Auffälligkeiten im Rachenbereich oder eine behinderte Nasenatmung vorliegen. Er oder sie weiß auch, ob und wann eine Untersuchung des Schlafverhaltens und der Schlafqualität in einem Schlaflabor sinnvoll sind.
Pflaster, Schiene, Maske und OP
Manchmal lässt sich eine vorliegende Schlafapnoe schon mit kleineren Veränderungen des Lebensstils in den Griff bekommen, zum Beispiel mit dem Verzicht auf Alkohol, einer Umstellung der Ernährung oder einer veränderten Liegeposition. Doch auch der Einsatz von Nasenpflastern, Zahnschienen (Unterkieferprotrusionsschiene) oder einer Schlafmaske zur nasalen positiven Überdruckbeatmung (nCPAP-Therapie) sind gängige und wirksame Methoden zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Atemaussetzern. Sind diese nicht mehr ausreichend, wird der Arzt nach einer Schlafvideoendoskopie zur Lokalisierung der das Schnarchen verursachenden Bereiche eine operative Straffung des Gaumensegels oder die Verkleinerung der Gaumenmandeln vornehmen. In schweren Fällen kann auch der Zungengrundschrittmacher (Hypoglossusstimulator) hilfreich sein.