Ab dem Zeitpunkt der Geburt beginnt ein Kind zu lernen. Seine Sinne helfen ihm dabei. Das Hören ist wichtig, um Geräusche zu bemerken und das Sprechen zu lernen. Das Sehen ist wichtig um Gesichter, Farben und Gegenstände auch ohne Anfassen zu erkennen. Daher ist es essenziell, dass Sehstörungen frühzeitig entdeckt und behandelt werden. Geschieht dies nicht, droht etwa eine Amblyopie, also eine Schwachsichtigkeit, die später nicht mehr mit einer Brille ausgeglichen werden kann.
„Guck mal auf das Gesicht“
Eines der wichtigsten Verfahren, um Fehlsichtigkeiten schon bei Kindern ab einem Alter von sechs Monaten zu erkennen, ist die sogenannte binokulare Videorefraktometrie. Mit Hilfe eines Messgerätes können Dioptrien, Zylinder und Achse vermessen und altersentsprechend interpretiert werden. Während das Kind darauf guckt, misst es in nur zwei Sekunden beide Augen gleichzeitig und hält alle Informationen in einem Screeningprotokoll fest. Ist der Befund unauffällig, besteht kein akuter Handlungsbedarf. Doch sieht ein Auge schlechter als das andere, kann dies unerkannt zu einer Amblyopie führen. Dabei kompensiert das Gehirn einfach die Sehschwäche des schwächeren Auges und vernachlässigt es in seiner weiteren Entwicklung. Ähnliches passiert im kindlichen Gehirn auch beim Schielen. Das Gehirn nimmt Doppelbilder wahr und kann diese nicht verarbeiten. Also unterdrückt es irgendwann instinktiv den Seheindruck eines Auges, so dass auch dieses kein vollwertiges Sehvermögen ausbilden kann. Damit ist es Schielkindern auch nicht möglich, räumlich zu sehen.
Eine nichtkorrigierte Kurz- oder Weitsichtigkeit behindert ebenfalls die Entwicklung des korrekten Sehens. Da nur unscharfe Konturen auf der Netzhaut abgebildet werden, fehlt der Reiz für die Entwicklung der Sehschärfe.
Verschwommen und nicht bunt
Es gibt noch weitere Augentests, die ein Kinderarzt durchführen kann und bei Auffälligkeiten an einen Augenarzt verweisen kann. Der Brücknertest etwa ist seit 2016 Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen U2 bis U7. Mit einem Ophthalmoskop durchleuchtet der Kinderarzt beide Augen. Reflektiert der rote Augenhintergrund das Licht nicht auf beiden Seiten gleich, kann dies auf eine Linsentrübung, Schielen, Fehlsichtigkeiten oder eine Hornhautverkrümmung hindeuten.
Der LEA-Test, Teil der U7a bis U9, überprüft die kindliche Sehschärfe. Dabei müssen Kinder altersgerechte Symbole in der Nähe und in der Ferne erkennen.
Räumliches Sehen und die Fähigkeit der Augen, zwei Bilder zu einem Dreidimensionalen zusammenzusetzen, werden beim Stereosehtest überprüft. Der Farbsehtest zeigt, ob eine Rot-Grün-Sehschwäche vorliegt und bestimmt gleichzeitig die Schwere der Farbblindheit.